FIRST Prothese
Die frühkindliche Prothesenversorgung

Mit der FIRST Prothese die Welt begreifen

Je nach kognitiver Entwicklung eignet sich eine Erstversorgung mit der FIRST Prothese ab einem Alter von 14 Monaten. Das innovative System, das sich den individuellen Bedürfnissen des Kindes in den unterschiedlichen Altersstufen anpasst, besteht aus verschiedenen Komponenten, die wir je nach Anforderung des Kindes zusammenstellen. Das Ergebnis ist eine für Kinder leicht zu handhabende, alltagstaugliche und vor allem mit ihren verschiedenen Aufsätzen sehr abwechslungsreiche Armprothese.

Die Buchstaben „FIRST“ stehen – neben der englischen Bedeutung für die „erste“ Prothese – für die

  • Frühkindliche
  • Integrative
  • Rehabilitative und
  • Situationsorientierte
  • Trainingsprothese.

Mit der FIRST Prothese sollen amputierte Kinder oder Kinder mit angeborenen Hand- und Armfehlbildungen Schritt für Schritt an spätere, komplexere Prothesenversorgungen herangeführt werden.

Welche Möglichkeiten gibt es?

Im Gegensatz zu Patienten, die im Jugend- oder Erwachsenenalter amputiert werden, fehlt Kindern, die mit einer Dysmelie auf die Welt kommen, in ihrem Körperbild zunächst einmal nichts. Mit ihren zwei unterschiedlich ausgebildeten Händen fühlen sie sich als ganze Person mit einem intakten Körperschema. Häufig entwickeln die Kinder eine erstaun­liche Geschicklichkeit und Sensibilität, was das Hantieren mit ihren fehlgebildeten Händen oder Armen betrifft. Der Wunsch nach einer zweiten Hand wird normalerweise erst dann geäußert, wenn das Kind erkennt, dass es aufgrund seiner Fehlbildung Nachteile hat bzw. alltägliche Aktivitäten nicht oder nur erschwert durchführen kann.

Im interdisziplinären Dialog mit Ärzten, Therapeuten und Eltern kam immer wieder die Frage nach einer Prothesenversorgung auf, mit der Kleinkinder frühzeitig lernen können, beide Hände funktionell einzusetzen. Außerdem äußerten viele Eltern den Wunsch, dass sich ihr Kind so früh wie möglich an eine Prothese gewöhnen sollte, um späteren Schwierigkeiten bezüglich der Akzeptanz von Hilfsmitteln vorzubeugen. In der Vergangenheit wurde deshalb die sogenannte Patschhand-Versorgung ab einem Alter von 12 Monaten angeboten. Dieses passive Hilfsmittel hatte jedoch bis auf einen Längenausgleich sowie eine Unterstützung beim Abstützen oder Fixieren von Gegenständen einen geringen Alltagsnutzen. Aus diesem Grund lehnten viele Kleinkinder diese Prothese ab.

Um Kindern mit Dysmelie wirkliche Vorteile bieten zu können, fokussierten wir uns deshalb auf Alltags-Hilfen. Dabei handelt es sich um funktionale Werkzeuge, die auf den Entwicklungsstand des Kindes abgestimmt sind und eine gewünschte Alltagsfunktion, wie z.B. essen, musizieren oder malen, möglich machen. Den individuellen Bedürfnissen entspre­chend können wir grundsätzlich jede denkbare Hilfe bauen – von der Geigen-Hilfe über Schwimm-Hilfen bis hin zur Basketball-Hilfe.

Zwischen dem vierten und sechsten Lebensjahr bieten wir Kindern mit Dysmelie oder Amputation die Versorgung mit einer myoelektrischen Armprothese an. Weil die elektronische Hand über die Muskeln gesteuert wird, stellt diese Art von Prothesen die Kinder vor neue Herausforderungen. Hinzu kommt das ungewohnt höhere Gewicht des Hilfsmittels. Die Koordination und Ansteuerung der Prothese muss vor allem bei der Erstversorgung über einen längeren Zeitraum erlernt und kontinuierlich trainiert werden.Vor diesem Hintergrund bieten wir die Versorgung mit der FIRST Prothese an. Die Kinder werden so schon im frühen Alter auf eine myoelektrische Prothese vorbereitet.